Einführung
Sehr geehrter Damen und Herren,
'Money, Money, Money: Deutschlands Wirtschafts- und Finanzleben' lautet der Titel der Vorlesungsreihe des Hochschul-Sommerkurses 2011. Die Vorlesungsreihe ist in die folgenden vier Teilvorlesungen gegliedert:- 1. Vorlesung: 'Industriestandort Deutschland'
- 2. Vorlesung: 'Neue Herausforderungen europäischer Geldpolitik'
- 3. Vorlesung: 'Globale Finanzmärkte nach der Krise'
- 4. Vorlesung: 'Kultur - Tourismus - Business'
Neben dieser kurzen Einführung in den Themenbereich der Theorie der Geldpolitik, behandelt der vorliegende zweite Teil der Vorlesungsreihe die Grundlagen der Evolutionären Spieltheorie (siehe Spieltheorie II), die zu einem tieferen Verständnis der im folgenden beschriebenen Spiele hilfreich sein kann.
Laut Gerhard Illing ist das gesamte geldpolitische Spiel, in erster Näherung, wie folgt zu approximieren:
Geldbehörde / Fiskalbehörde | Keine neuen Schulden | Weiter Schulden machen |
Finanzierung des Staatsdefizits über inflationäre Geldschöpfung |
(3 , 3) | (2 , 4) |
Stabile Geldpolitik | (4 , 2) | (0 , 0) |
Die Geldbehörde (in unserem Fall die EZB) befindet sich mit der Fiskalbehörde (in unserem Fall die gewählten verantwortlichen Entscheider der europäischen Fiskalpolitik) in einem simultanen Spiel. Es handelt sich hierbei um ein Spiel, welches der Klasse der Anti-Koordinationsspiele angehört und somit zwei asymmetrische, reine Nash-Gleichgewichte und ein Nash-Gleichgewicht in gemischten Strategien besitzt.
Zusätzlich zu diesem Spiel befinden sich alle Akteure eingebettet in die globale Finanzwelt und handeln auf dieser mittels ihrer Geldreserven. Im folgenden wird der Zahlenwert der verfügbaren Fremdwährungs-Reserven mit dem Parameter R parametrisiert.
Das Populationsspiel (evolutionäre Spiel) der Spekulanten hängt von dem Parameter R ab. Jeder einzelne Spieler innerhalb der Population der Spekulanten hat in jedem Entscheidungszeitpunkt zwischen den folgenden Strategien zu wählen:
- Strategie 1: Halten der fremden Währung
Strategie 2: Verkaufen der fremden Währung
In Abhängigkeit des Parameters R kann laut Illing das Spiel der Spekulanten durch die folgende Matrix angenähert werden:
Spekulant A / Spekulant B | Halten | Verkaufen |
Halten | (0 , 0) | (0 , €ξ) |
Verkaufen | (€ξ ,0) | (€ , €) |
Sind die Reserven klein (R=5, €ξ=3/2 und €=1/4) so gehört das Spiel der Klasse der dominanten Spiele an, wobei das einzige Nash-Gleichgewicht die dominante Strategie 'Verkaufen der fremden Währung' ist. Sind die Reserven dagegen groß (R=20, €ξ=-1 und €=-1) so gehört das Spiel zwar ebenfalls der Klasse der dominanten Spiele an, das einzige Nash-Gleichgewicht ist jedoch nun die dominante Strategie 'Halten der fremden Währung'. Zwischen diesen beiden Extremfällen ist jedoch auch ein Koordinationsspiel möglich (z.B. bei (R=10, €ξ=-1 und €=3/2)).
Wie entwickelt sich das gesamte geldpolitische Spiel? Ist eine evolutionär stabile Strategie überhaut möglich? Ist eine Erhöhung des Leitzinses durch die Europäische Zentralbank (EZB) derzeit eine gute Antwort auf die Schuldenkrise einiger europäischer der Länder. Den aktuellen, negativen Entwicklungen auf den Finanzmärten, die aufgrund der europäischen und amerikanischen Schuldenkrise verursacht wurden, versucht die Europäische Zentralbank (EZB) durch einen weiteren Ankauf von europäischen Staatspapieren entgegenzuwirken und finanziert somit direkt die exessive Veschuldungspolitik einzelner europäischer Länder (siehe z.B. Artikel 1, 2, 3, 4, 5, 6 und 7). Warum steigen so kurz nach der Bankenkrise die Managergehälter wieder rasant an? Brauchen wir wirklich keine Angst vor einer aufkeimenden Inflation und Arbeitslosigkeit zu haben?
Der folgende spieltheoretische Teil wird Ihnen aufzeigen, wie sich die mittlere strategische Entscheidung innerhalb der Population der Spekulanten zeitlich entwickeln wird. Das so genannte 'Bimatrix- Angsthasen-ähnliche Spiel' der Entscheidungsträger der Geld- und Fiskalbehörde wird ebenfalls berechnet und anschaulich diskutiert (siehe Spieltheorie II).