Teil III: Computersimulationen mit dem Einstein-Toolkit

In diesem dritten Teil der Vorlesung soll ein Einblick in die allgemeinrelativistische Simulation auf Supercomputern gegeben werden. Unter zuhilfenahme des sogenannten Einstein-Toolkit, einer frei zugänglichen Software zur Berechnung allgemeinrelativistischer Probleme, werden unterschiedliche, realistische Systeme betrachtet. Die folgende Animation wurde mit dem Einstein-Toolkit simuliert und zeigt die emittierten Gravitationswellen und das Dichteprofil einer Neutronenstern Kollision, wobei die Animation kurz vor der Kollision startet und kurz nach dem Kollaps zum Kerr schwarzen Loch endet. Das in dieser Simulation ca. 14 Millisekunden existierende Zwischenstadium bezeichnet man als einen Hypermassiven Neutronenstern. Mittels der Gravitationswellen Detektoren Ligo und Virgo, konnten mittlerweile 11 Gravitationswellen aufgespührt werden. 10 dieser detektierten Gravitationswellen wurden durch kollidierende schwarze Löcher verursacht (siehe z.B. GW150914, GW151226 und GW170104), und eine stammt von der Kollission zweier Neutronensterne(GW170817). Da bei diesem Ereignis auch elektromagnetische Begleitstrahlung in allen Frequenzbereichen detektiert wurde, und der ausgesandte Gammablitz mit einer Verzögerung von 1.7 Sekunden auf die Gammastrahlen Sateliten-Teleskope traf, konnte erstmals ein direkter Nachweis einer Neutronenstern Kollission als Ursache der short gamma-ray bursts erbracht werden. Seit 01. April 2019 nimmt die LIGO/VIRGO Kollaboration wieder Daten auf und es wird erwartet, dass sie, mittels der nun noch sensitiveren Gravitationswellendetektoren, ca. ein Ereignis pro Woche aufspühren werden.

Links: Amplitude der emittierte Gravitationswellen im Abstand 50 Mpc von der Kollision. Rechts: Logarithmus des Dichteprofils in der äquatorialen Ebene des Hypermassiven Neutronensterns; die rote Kontourlinie markiert den Anfang der Quarkphase im inneren Bereich des Sterns.

1) Die Einsteingleichung im (3+1)-Split

Credit: L. Rezzolla, O. Zanotti: Relativistic Hydrodynamics, Oxford Univ. Press (2013)

Um die zeitliche Entwicklung von komplizierten, allgemeinrelativistischen Systemen auf dem Computer zu simulieren muss die Einsteingleichung zunächst umformuliert werden. In der sogenannten (3+1)-Zerlegung der Raumzeit wird die vierdimensionale Mannigfaltigkeit der Raumzeit in dreidimensionale, raumartige Hyperflächen Σt zerlegt. Die Metrik der Raumzeit gμν (siehe nebenstehende Abbildung) besteht in dieser Zerlegung aus einer Lapse-Funktion α, aus einem Shift-Vektor βi und aus einer rein raumartigen Metrik γij (μν=0,..3 und i,j=1..3). Die Lapse-Funktion α beschreibt den Unterschied zwischen der Koordinatenzeit t und der Eigenzeit τ und der Shift-Vektor βi beschreibt wie stark ein Probekörper in der Raumrichtung "i" von der Struktur der Raumzeit mitgezogen wird, wenn er sich um einen infinitesimalen Zeitschritt dt bewegt. Setzt man diesen Ansatz in die Einsteingleichung ein, so gelangt man zu den sogenannten ADM-Gleichungen (nach Richard Arnowitt, Stanley Deser und Charles W. Misner), die ein System von Differentialgleichungen erster Ordnung darstellen. Um die Konvergenzeigenschaften numerischer Lösungen sicherzustellen wird im Einstein-Toolkit zusätzlich noch eine konforme, spurlose Transformation der Metrik durchgeführt und das System von Differentialgleichungen in eine hyperbolische Form gebracht. Diese Gleichungen werden dann, zusammen mit den hydrodynamischen Gleichungen, im Einstein-Toolkit numerisch gelöst.

2) Download und Kompilierung des Einstein-Toolkit

In diesem Unterpunkt werden die einzelnen Schritte beschrieben, wie man das frei erhältliche Simulationsprogramm Einstein-Toolkit installiert (für eine ausführliche Beschreibung siehe Einstein-Toolkit).

3) Ausführung einer Simulation

Bevor man eine Simulation mit dem Einstein-Toolkit ausführen kann, muss man dem Programm beschreiben was man eigentlich ausrechnen will - dies wird in einer sogenannten Parameter-Datei gemacht. In diesem Unterpunkt wird zunächst die Struktur einer solchen Parameter-Datei beschrieben und dannach die einzelnen Schritte erläutert, wie man eine Simulation mit dem Einstein-Toolkit startet. Die beschriebene Parameter-Datei legt eine Einstein-Toolkit Installation ET_2015_05 zugrunde (für eine aktuelle Version (2017) siehe: Aktuelle .par-files

4) Kollaps eines Neutronensterns zum schwarzen Loch

In diesem Unterpunkt werden die Simulationsergebnisse eines Kollapses eines Neutronensterns zu einem schwarzen Loch vorgestellt (näheres siehe NS_collapse.pdf). Einige der Ausgabedateien der Simulation kann man sich unter dem folgenden Link herunterladen: output.zip

Visualisierung der Simulationsergebnisse mit Mathematica

Um die Simulationsergebnisse mit Mathematica zu visualisieren ist es vorteilhaft sich auf der Internetseite http://simulationtools.org/ die folgenden Zusatzpakete herunterzuladen: SimulationTools-1.0.0.tar.gz und h5mma-1.2.0.tar.gz. Diese muss man dann in den entsprechenden Mathematica Folder kopieren (cp *.gz .Mathematica/Applications/) und dort entpacken (tar -xvf ...).

Visualisierung der Simulationsergebnisse mit Python (matplotlib)

Oft wird auch die Programmiersprache Python benutzt um die Simulationsergebnisse des Einstein-Toolkits zu visualisieren. Es ist hierbei vorteilhaft sich auf der Bitbucket-Seite https://bitbucket.org/dradice/scidata Zusatzpakete herunterzuladen. Die mittels des Python-Scripts erzeugten einzelnen Bilder kann man z.B. wie folgt in einen Film umwandeln: avconv -framerate 5 -i './img-%01d.jpg' -s 2000x1200 alpharho.mp4 .Weiterführende Materialien findet man z.B. unter http://matplotlib.org/.

Kollaps eines Neutronensterns zum schwarzen Loch. Links die Lapse Funktion alpha und rechts der Logarithmus des Dichteprofils. Link zum Python-Script

5) Migration eines instabilen Neutronensterns

In diesem Unterpunkt werden die Simulationsergebnisse einer Migration eines instabilen Neutronensterns zum stabilen Zweig vorgestellt (näheres siehe Task 3). Einige der Ausgabedateien der Simulation kann man sich unter dem folgenden Link herunterladen: output.zip

Visualisierung der Simulationsergebnisse mit Mathematica

Visualisierung der Simulationsergebnisse mit Python (matplotlib)

Migration eines instabilen Neutronensterns. Links die Lapse Funktion alpha und rechts der Logarithmus des Dichteprofils. Link zum Python-Script

Simulierte Beispiel-Simulationen