Einführung

Sehr geehrter Damen und Herren,

'Money, Money, Money: Deutschlands Wirtschafts- und Finanzleben' lautet der Titel der Vorlesungsreihe des Hochschul-Sommerkurses 2011. Die Vorlesungsreihe ist in die folgenden vier Teilvorlesungen gegliedert:
    1. Vorlesung: 'Industriestandort Deutschland'
    2. Vorlesung: 'Neue Herausforderungen europäischer Geldpolitik'
    3. Vorlesung: 'Globale Finanzmärkte nach der Krise'
    4. Vorlesung: 'Kultur - Tourismus - Business'
Der 'Industriestandort Deutschland' wird maßgeblich durch die Automobilindustrie bestimmt, die oft als das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bezeichnet wird. Gemessen an den Umsatzzahlen ist Autoindustrie in Deutschland der mit Abstand bedeutenste Industriezweig. Deutschlands Autohersteller agieren in einem globalen Absatzmark, wobei die folgende Liste die 15 größten Autohersteller der Welt im Jahre 2008 (bezogen auf den Absatz) wiedergibt:
Position Hersteller Land Absatz in Mio. Stück
1. Toyota Japan 8,972
2. General Motors USA 8,350
3. Volkswagen Deutschland 6,230
4. Renault-Nissan Frankreich, Japan 6,090
5. Ford USA 5,404
6. Hyundai Kia Automotive Group Südkorea 4,158
7. Honda Japan 3,783
8. PSA Frankreich 3,260
9. Fiat Italien 2,576
10. Suzuki Japan 2,361
11. Daimler Deutschland 2,073
12. Chrysler USA 2,010
13. BMW Deutschland 1,436
14. Mazda Japan 1,349
15. Mitsubishi Japan 1,309
Deutschland ist nach China und den USA der drittgrößte Pkw-Produzent der Welt. Die herausragende Bedeutung der Autoindustrie für Deutschland besteht außerdem in der Abhängigkeit der Automobilzulieferindustrie von den produzierten Absatzzahlen der Autohersteller. Die Automobilindustrie mit ihrem stark verflechteten Zuliefernetzwerk prägt den Industriestandort Deutschland.

Die zukünftige Entwicklung einzelner Autohersteller hängt maßgeblich von den zu treffenden eigenen strategischen Unternehmensentscheidungen und dem Verhalten der anderen Autohersteller ab. Nehmen wir z.B. vereinfachend an, dass sich die Automobilindustrie aus lediglich zwei konkurrierenden Firmen (Autohersteller A und Autohersteller B) zusammensetzt, bzw. das ein Autohersteller A in Konkurrenz mit anderen Firmen ist, die wir im folgenden mit dem Begriff Autohersteller B zusammenfassen. Beiden Firmen stehen vor einer wichtigen Entscheidung, sie können die Unternehmensstrategie (Strategie 1) oder die (Strategie 2) wählen. Mögliche Strategie können z.B. die folgenden binären Entscheidung sein:
Da der Erfolg der jeweiligen Strategienwahl des Autoherstellers A auch von der Entscheidung des Autoherstellers B abhängt handelt es sich bei der Analyse der Entscheidungssituation um ein spieltheoretisches Problem. Die spieltheoretisch relevanten Informationen werden hierbei in einer so genannten Auszahlungsmatrix dargestellt, wobei die einzelnen Tabelleneinträge €Aij den Erfolg (Gewinn oder auch Verlust) des Autoherstellers A quantifizieren, falls er die Strategie i und sein Konkurrent die Strategie j wählt. Eine allgemeine spieltheoretische Auszahlungsmatrix in einem (2 Personen)-(2 Strategien) Spiel besitzt demnach die folgende Gestalt:

Autohersteller A / Autohersteller B Strategie 1 Strategie 2
Strategie 1 (€A11 , €B11) (€A12 , €B12)
Strategie 2 (€A21 ,€B21) (€A22 , €B22)

Im folgenden werden wir uns mit den Grundlagen der Spieltheorie befassen (Spieltheorie I).