Ein klassisches System ist vollständig charakterisiert durch die
Kenntnis seiner Hamiltonfunktion
bezüglich einer Wahl von generalisierten Koordinaten und
konjugierten Impulsen. Die kanonischen Bewegungsgleichungen
erlauben zu jeder Zeit, den Zustand des Systems im Phasenraum zu bestimmen.
Das Phasenraumvolumen eines Ensembles von Lösungen zu
verschiedenen Anfangsbedingungen ist erhalten, da das
Geschwindigkeitsfeld eines konservativen Systems
frei von Quellen und Senken ist: entsprechend sind Lyapunov Exponenten
regulärer Lösungen Null.
Die Wahl der generalisierten Koordinaten eines konservativen Systems
ist i.a. nicht eindeutig. Nehmen wir an, wir finden einen Satz
generalisierter Koordinaten und Impulse
(),
so dass die Hamiltonfunktion eine Konstante der Bewegung (Gesamtenergie) und
zyklisch in allen Koordinaten
ist
so lassen sich die Hamilton'schen Bewegungsgleichungen trivial integrieren
Ein System mit N Freiheitsgraden, für das N zyklische Koordinaten gefunden
werden heißt (vollständig) integrabel.
Der Zusammenhang zwischen
()
und
()
ist durch eine kanonische Transformation definiert
die so beschaffen ist, dass eine Funktion
existiert, für welche die kanonischen Bewegungsgleichungen gelten
und
unterscheiden sich dabei maximal um die Zeitableitung einer Funktion
die als erzeugende Funktion der Transformation bezeichnet wird
(z.B. H. Goldstein, Klassische Mechanik, Kapitel 8.1): kennt man
,
so ist die kanonische Transformation ebenfalls bekannt.
Wie findet man einen Satz von Koordinaten, in denen alle
zyklisch sind? Dazu betrachtet man eine Funktion
,
die nicht explizit zeitabhängig sein soll und berechnet deren Poissonklammer
mit der Hamiltonfunktion des Systems (unter Ausnutzung der Hamilton'schen Bewegungsgleichungen)
Offenbar ist
wenn
mit
vertauscht, d.h.
In diesem Fall ist
eine Konstante der Bewegung (Invariante), d.h.
ist konstant entlang einer Trajektorie
des Systems.
Gibt es N unabhängige Konstanten der Bewegung mit der Eigenschaft
so findet man neue generalisierte Impulse der Form
welche ebenfalls Konstanten der Bewegung sind. Ist dies der Fall
müssen die zugehörigen generalisierten Koordinaten zyklisch sein,
d.h. die Hamilton Funktion hängt in den neuen Koordinaten nur noch
von den generalisierten Impulsen ab
Somit ist die Integration wie eingangs des Kapitels gezeigt vollständig, da
Ein System mit N Freiheitsgraden ist also dann integrabel, wenn man
N Invarianten findet, für die gilt
Das System ist durch N unabhängige Frequenzen bestimmt. Fasst man
als Winkelvariable im Phasenraum auf, so liegt jede Trajektorie eines
integrablen, konservativen Systems auf einem Torus der Dimension N.
Die Phasenraumtrajektorie eines Systems mit zwei
Freiheitsgraden liegt auf der Oberfläche eines Torus der Dimension
zwei
Im Falle N=2 erhält man periodische Lösungen
für rationale Frequenzverhältnisse
und quasiperiodische Trajektorien für irrationale Quotienten.
Quasiperiodische Lösungen liegen beliebig dicht auf der Torus
Oberfläche. In beiden Fällen ist der Lyapunov Exponent null:
benachbarte Anfangsbedingungen führen zu benachbarten Trajektorien
zu allen Zeiten.
Der Poincare Schnitt einer konservativen Bewegung für N=2 ist
z.B. die in Abschnitt 2.3 diskutierte lineare Kreis Abbildung.
:
die Phasenraum Trajektorie ist periodisch; nur diskrete Werte von
sind in der Poincare Abbildung erreichbar.
:
die Phasenraum Trajektorie ist quasiperiodisch; die erreichbaren Werte
liegen beliebig dicht.