Am Beispiel des
getriebenen Pendels
hat man gesehen, wie zwei chaotische Lösungen zu benachbarten Anfangsbedingungen exponentiell auseinander streben.
Differenz zweier Lösungen des getriebenen Pendels
für F=0, 0.5, 1.2 (Kopplungsstärke der äußeren Kraft)
Daraus folgt als eine wesentliche Eigenschaft chaotischer Lösungen
eine extreme Abhängigkeit von der Anfangsbedingung.
Das exponentielle Auseinanderdriften zweier ursprünglich eng benachbarter
Lösungen gilt nur lokal (für eine bestimmte Zeit), da beide
Lösungen beschränkt sind, im Phasenraum also nicht beliebig weit
separiert sein können.
Sei x(n+1)=f(x(n)) eine Differenzengleichung mit dem Fixpunkt x=f(x). Dann gilt in einer Umgebung
um den Fixpunkt in n. Iteration
und somit in der folgenden Iteration (Taylor Entwicklung unter Ausnutzung der
Fixpunkteigenschaften)
In linearer Näherung - und das ist der Grund, weshalb die folgenden Aussagen nur lokal gelten - erhält man daraus eine Differenzengleichung für die Umgebung
mit der Lösung
und der formalen Definition des Lyapunov Exponenten
Ist der Lyapunov Exponent positiv, so sieht man, dass sich anfänglich
infinitesimal benachbarte Lösungen lokal exponentiell abstoßen.
Aus anderer Sicht gilt diese Aussage auch für die Fehlerfortpflanzung
einer ungenau bestimmten Anfangsbedingung (z.B. endliche Rechengenauigkeit
eines Computers, Messfehler einer experimentellen Anordnung): in
jeder Iteration wächst der Fehler exponentiell an, so dass ein Ergebnis
nach mehreren Iterationen vollständig unvorhersehbar wird, obwohl
das System determiniert ist.
2001-02-22