Wir haben mit Hilfe des
Maple Programmes
eine numerische Analyse des Lorenz Modells
durchgeführt und dabei folgende Eigenschaften für die klassische
Parameterkombination s=10, b=8/3 gefunden:
Stabilität im Lorenz Modell
: stabiler Knoten
Gabelungsbifurkation
: instabiler Knoten
:
stabiler Fokus
Hopf Bifurkation
keine klassischen Attraktoren: Chaos
Diese Eigenschaften sind konsistent mit der Aussage, dass das Lorenz System
dissipativ ist, d.h. mit
und der Bedingung
wird das erreichbare Phasenraumvolumen kontrahiert
Für r < 470/19 ist die Eigenschaft eines kontrahierenden Phasenraumvolumens
unmittelbar einsichtig, denn jede Lösung der Lorenz Gleichung konvergiert
für beliebige Anfangsbedingungen gegen eine der klassischen Attraktorlösungen.
Wie ist aber ein kontrahierendes Phasenraumvolumen für r > 470/19
zu verstehen, wenn keine klassischen Attraktoren mehr existieren? Das
Phasenraumvolumen
verschwindet auch, wenn nur eine Komponente null wird, d.h. wenn sich
im Zeitverlauf die Dimension des erreichbaren Phasenraumes reduziert,
ohne dass die Lösung beschränkt sein muss. D.h. die Bedingung
ist nicht hinreichend für die Existenz einer beschränkten Lösung.
Um zu zeigen, dass jede Lösung des Lorenz Modells beschränkt
ist, betrachtet man eine Phasenraumkugel mit dem Radius R um den Punkt
(0,0,c) und sucht denjenigen Radius
für den alle Lösungen nach endlicher Zeit innerhalb der Kugel liegen.
Dabei ist es wichtig zu wissen, ob der Radius des erreichbaren
Phasenraums im Zeitverlauf wächst oder abnimmt. Man erhält
den damit verbundenen radialen Phasenraumfluss durch Differentiation von
R und Einsetzen der Lorenz Gleichungen
Jetzt erkennt man auch warum die Kugel nicht um (0,0,0) gelegt wurde:
Wählt man c=r+s, heben sich alle Mischterme heraus und man erhält
(beachte die quadratische Ergänzung)
Der radiale Phasenraumfluss verschwindet (dR/dt = 0), falls die Lösung (x(t),y(t),z(t)) das Ellipsoid
mit den Halbachsen
schneidet. Liegt die Lösung innerhalb des Ellipsoids (dR/dt > 0),
dehnt sich der erreichbare Phasenraum radial aus, liegt sie außerhalb (dR/dt < 0)
zieht sich die Phasenraumkugel zusammen. Da für die vorliegenden Parameterwerte
die größte Halbachse ist, umschließt jede Kugel mit einem Radius
vollständig das Ellipsoid. D.h. es existiert eine Kugel mit endlichem Radius derart, dass jede Lösung außerhalb dieser Kugel in endlicher Zeit in das Kugelvolumen propagieren wird. Somit hat man gezeigt, dass alle Lösungen der Lorenz Gleichungen beschränkt sind.
Daraus ergeben sich sofort einige Folgerungen:
Wenn alle Lösungen beschränkt sind, muss ein Attraktor existieren.
Da es für r > 470/19 keine klassischen Attraktoren gibt, nennt man dieses neuartige Objekt einen seltsamen Attraktor.
Da das Phasenraumvolumen verschwindet, muss der seltsame Attraktor eine
Dimension kleiner 3 besitzen, kann aber nicht die Dimensionen 0, 1 oder
2 haben (in diesem Fall wäre es einer der klassischen Attraktoren
Punkt, Grenzzyklus oder Torus). D.h. ein seltsamer Attraktor besitzt
eine fraktale (nicht ganzzahlige) Dimension.
Lorenz Attraktor für r=28
Lorenz Plot von z(t) für r=28
Für den Lorenz Attraktor hat Lorenz (Physika D 13, 90 (1984))
selbst die Dimension d=2.06 mit Hilfe der Überdeckungsmethode berechnet.
Zur Analyse chaotischer Lösungen ist es nützlich, Poincare Schnitte
der Phasenraumtrajektorien zu betrachten. Trägt man aufeinanderfolgende
Extrema der z-Komponente der Lösung gegeneinander auf (Lorenz Plot),
so scheint das Ergebnis eine eindimensionale Differenzengleichung der Form
zu sein. Gibt es eine analytische Begründung dafür, dass eine
eindimensionale Poincare Abbildung tatsächlich existiert oder handelt es
sich nur um eine zufällige Darstellung?
Man beachte, dass die Poincare Abbildung nicht äquivalent zur Lösung
der Lorenz Gleichungen ist: man erhält in diesem Fall nur eine
Aussage über die Extremwerte von z(t). Daraus lässt sich nicht die
exakte Lösung rekonstruieren. Andererseits ist aber eine Differenzengleichung
einfacher zu diskutieren. Z.B. kann man viele Eigenschaften
ableiten, indem man den Lorenz Plot des Lorenz Modells durch die
asymmetrische Zeltdachabbildung
die analytisch sehr gut bekannt ist, nähert.
2001-02-20