Das Lorenz Modell

Wir haben mit Hilfe des Maple Programmes eine numerische Analyse des Lorenz Modells

Gleichung1

durchgeführt und dabei folgende Eigenschaften für die klassische Parameterkombination s=10, b=8/3 gefunden:

Stabilität im Lorenz Modell
     
  : stabiler Knoten

Gabelungsbifurkation
: instabiler Knoten
: stabiler Fokus

Hopf Bifurkation
keine klassischen Attraktoren: Chaos

Diese Eigenschaften sind konsistent mit der Aussage, dass das Lorenz System dissipativ ist, d.h. mit

Gleichung2

und der Bedingung

Gleichung3

wird das erreichbare Phasenraumvolumen kontrahiert

Gleichung4

Für r < 470/19 ist die Eigenschaft eines kontrahierenden Phasenraumvolumens unmittelbar einsichtig, denn jede Lösung der Lorenz Gleichung konvergiert für beliebige Anfangsbedingungen gegen eine der klassischen Attraktorlösungen.
Wie ist aber ein kontrahierendes Phasenraumvolumen für r > 470/19 zu verstehen, wenn keine klassischen Attraktoren mehr existieren? Das Phasenraumvolumen

Gleichung5

verschwindet auch, wenn nur eine Komponente null wird, d.h. wenn sich im Zeitverlauf die Dimension des erreichbaren Phasenraumes reduziert, ohne dass die Lösung beschränkt sein muss. D.h. die Bedingung ist nicht hinreichend für die Existenz einer beschränkten Lösung.
Um zu zeigen, dass jede Lösung des Lorenz Modells beschränkt ist, betrachtet man eine Phasenraumkugel mit dem Radius R um den Punkt (0,0,c) und sucht denjenigen Radius

Gleichung6

für den alle Lösungen nach endlicher Zeit innerhalb der Kugel liegen. Dabei ist es wichtig zu wissen, ob der Radius des erreichbaren Phasenraums im Zeitverlauf wächst oder abnimmt. Man erhält den damit verbundenen radialen Phasenraumfluss durch Differentiation von R und Einsetzen der Lorenz Gleichungen

Gleichung7

Jetzt erkennt man auch warum die Kugel nicht um (0,0,0) gelegt wurde: Wählt man c=r+s, heben sich alle Mischterme heraus und man erhält (beachte die quadratische Ergänzung)

Gleichung8

Der radiale Phasenraumfluss verschwindet (dR/dt = 0), falls die Lösung (x(t),y(t),z(t)) das Ellipsoid

Gleichung9

mit den Halbachsen

Gleichung10

schneidet. Liegt die Lösung innerhalb des Ellipsoids (dR/dt > 0), dehnt sich der erreichbare Phasenraum radial aus, liegt sie außerhalb (dR/dt < 0) zieht sich die Phasenraumkugel zusammen. Da für die vorliegenden Parameterwerte $\beta$ die größte Halbachse ist, umschließt jede Kugel mit einem Radius


vollständig das Ellipsoid. D.h. es existiert eine Kugel mit endlichem Radius derart, dass jede Lösung außerhalb dieser Kugel in endlicher Zeit in das Kugelvolumen propagieren wird. Somit hat man gezeigt, dass alle Lösungen der Lorenz Gleichungen beschränkt sind.
Daraus ergeben sich sofort einige Folgerungen:

Lorenz Attraktor Lorenz Plot
Lorenz Attraktor für r=28 Lorenz Plot von z(t) für r=28


Für den Lorenz Attraktor hat Lorenz (Physika D 13, 90 (1984)) selbst die Dimension d=2.06 mit Hilfe der Überdeckungsmethode berechnet.
Zur Analyse chaotischer Lösungen ist es nützlich, Poincare Schnitte der Phasenraumtrajektorien zu betrachten. Trägt man aufeinanderfolgende Extrema der z-Komponente der Lösung gegeneinander auf (Lorenz Plot), so scheint das Ergebnis eine eindimensionale Differenzengleichung der Form

Gleichung11

zu sein. Gibt es eine analytische Begründung dafür, dass eine eindimensionale Poincare Abbildung tatsächlich existiert oder handelt es sich nur um eine zufällige Darstellung?
Beweis
Man beachte, dass die Poincare Abbildung nicht äquivalent zur Lösung der Lorenz Gleichungen ist: man erhält in diesem Fall nur eine Aussage über die Extremwerte von z(t). Daraus lässt sich nicht die exakte Lösung rekonstruieren. Andererseits ist aber eine Differenzengleichung einfacher zu diskutieren. Z.B. kann man viele Eigenschaften ableiten, indem man den Lorenz Plot des Lorenz Modells durch die asymmetrische Zeltdachabbildung

Gleichung15

die analytisch sehr gut bekannt ist, nähert.


2001-02-20