8 Einführung in die analytische Mechanik
Ausgangspunkt einer Verallgemeinerung der theoretischen Beschreibung mechanischer
Systeme ist das Hamilton Prinzip der minimalen Wirkung:
Von allen möglichen Pfaden zwischen zwei Punkten wird die Dynamik eines Systems
innerhalb eines vorgegebenen Zeitintervalls durch denjenigen Pfad beschrieben, für
den das Zeitintegral über die Differenz aus kinetischer und potentieller Energie
minimal ist.
Mathematisch bedeutet dies
wobei
die Lagrange Funktion bedeutet und
die Variation des Zeitintegrals
bezüglich verschiedener Bahnkurven des mechanischen Systems darstellt. Das
Wirkungsprinzip ist so formuliert, dass sich aus ihm die Newton'schen
Bewegungsgleichungen ableiten.In kartesischen Koordinaten erhält man aus der
Extremalbedingung die Lagrange Gleichungen
Die Lagrange Gleichungen sind forminvariant bezüglich generalisierter Koordinaten.
Diese verallgemeinerten Koordinaten
enthalten Symmetrien und
Zwangsbedingungen, die die Zahl der Freiheitsgrade
reduzieren, d.h.
bezogen auf die generalisierten Koordinaten gilt
Sind alle Zwangsbedingungen holonom und skleronom, sind die generalisierten Koordinaten
nur abhängig von den kartesischen Koordinaten (also unabhängig von
Geschwindigkeit und Zeit)
Ist die Lagrange Funktion von einer bestimmten generalisierten Koordinate
(zyklische Koordinate) unabhängig, repräsentiert der zugehörige generalisierte
Impuls
eine Erhaltungsgröße
Äquivalent zu den Bewegungsgleichungen von Lagrange sind die Hamilton'schen
(kanonischen) Bewegungsgleichungen (H: Hamilton Funktion)
Für zwei stetige Funktionen der generalisierten Koordinaten und Impulse
definiert man die Poissonklammern
(Vertauschungsrelationen)
Sie erlauben eine elegante Formulierung von Erhaltungsgrößen, da
Ist
nicht explizit zeitabhängig und vertauscht mit der Hamilton Funktion, so
ist
eine Erhaltungsgröße des mechanischen Systems.
Insbesondere ist
eine Erhaltungsgröße (
).
ist identisch mit der totalen mechanischen Energie (
), falls alle Zwangsbedingungen
holonom und skleronom sind.
Die kanonischen Bewegungsgleichungen lassen sich elegant mit Hilfe der
Vertauschungsrelationen formulieren
Die generalisierten Impulse und Koordinaten erfüllen die Vertauschungsrelationen
H.J. Lüdde