Wenn wir uns durch ein Medium bewegen (Luft oder Wasser), so spüren wir abhängig von unserer
Geschwindigkeit eine Widerstandskraft, deren Ursache damit verbunden ist, dass wir mit unserem Körper
das Medium verdrängen müssen. Aus Erfahrung wissen wir, dass diese Reibungskraft mit wachsender
Geschwindigkeit zunimmt (Beispiele: Luftwiderstand beim Fahrrad- oder Motorradfahren;
Wasserverdrängung beim Turmspringen aus unterschiedlichen Höhen). Etwas genauer findet man
experimentell (Windkanalversuche) für die Reibungskraft
Die Reibungskraft ist also immer der Bewegung entgegen gerichtet.
Sie ist proportional zu
bei kleinen Geschwindigkeiten (Reibung nach Stokes)
und abhängig von
bei großen Geschwindigkeiten (Reibung nach Newton).
Für Geschwindigkeiten nahe der Schallgeschwindigkeit gelten eigene
Gesetzmäßigkeiten. In die Koeffizienten
gehen vor allem
die Querschnittsfläche des Körpers und seine Oberflächenbeschaffenheit ein.
Systeme mit Reibungskräften sind nicht konservativ, da sie nicht die mechanische
Gesamtenergie erhalten (Beispiel: beim Eintritt eines Körpers in die Erdatmosphäre
wird Reibungshitze erzeugt, die der mechanischen Energie entzogen wird).
Im Gegensatz zu konservativen Systemen
nennt man geschwindigkeitsabhängige Kräfte dissipativ.
B2.7 Gebremster Fall mit Luftreibung
Die Bewegungsgleichung lautet
Im Gegensatz zum freien Fall ohne Reibung ist die wirkende Kraft nicht mehr konstant,
so dass wir die Bewegungsgleichung nicht mehr direkt integrieren können.
Zur allgemeinen Lösung benutzen wir die Methode der Separation der Variablen und
erhalten
(Überprüfen durch Ausmultiplizieren!) Da
konstant
und somit
ist, erhalten wir
Integration beider Seiten ergibt mit der Integrationskonstante
bzw. mit
Berücksichtigt man als Anfangsbedingung
, so können wir
bestimmen und erhalten schließlich
Für den Grenzfall kleiner Zeiten können wir die e-Funktion entwickeln (Taylorreihe)
D.h. zu Beginn ist der Fall ungebremst und entspricht dem freien Fall
. Im weiteren Verlauf
setzt die Reibung merkbar ein. Nach einer langen Fallzeit erhält man
eine konstante Endgeschwindigkeit, abhängig von der Masse des fallenden Körpers und
seinen Reibungseigenschaften.
Beachte:der freie Fall im Vakuum ist unabhängig von der Masse, der gebremste Fall im Medium nicht! Zur weiteren Veranschaulichung betrachten wir den Fall eines Fallschirmspringers mit Hilfe von
Maple.
U. Lechner, H.J. Lüdde